Selbstwirksamkeit – kurz erklärt

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Selbstwirksamkeit
  1. Prolog
  2. Grundsätzliches zu Selbstwirksamkeit
  3. Was die Selbstwirksamkeit stärkt
  4. Epilog

1. Prolog

Selbstwirksamkeit, self-efficacy, auch: Vertrauen in die eigene Tüchtigkeit, ein Konzept, das aus der sozial-kognitiven Handlungstheorie Banduras (1986) in den Zielsetzungsansatz importiert wurde, gilt als bedeutsame Moderatorvariable des Ziel-Leistungs-Zusammenhangs. Es beinhaltet das bei Personen unterschiedlich stark ausgeprägte Zutrauen in die eigenen Möglichkeiten und Kompetenzen, Aufgabenanforderungen wirksam bewältigen zu können (1).

Ich weiß, dass ich nichts weiß, oder wie geht es Ihnen jetzt? Spaß beiseite. Das Konzept der Selbstwirksamkeit ist ein sehr mächtiges. Verbindet oder besser gesagt subsummieren sich darunter doch eine Reihe wichtiger Handlungsfelder des mentalen „Settings“ eines Menschen.

Das absolut Charmante daran hat zwei Gesichter. Zum einen lenkt allein das Wort schon den Fokus auf das Wesentliche, das Selbst. Und zugleich ist es für alle „Verantwortungsabgeber“ und Suchenden von Schuldigen das Ende aller Ausreden!

Somit finden wir damit einen Ausweg aus der drohenden Krise und dem Abdriften in die Wirkungslosigkeit. Ja noch viel besser, wir hören auf, den Status Quo zu akzeptieren, weiter in Richtung erlernte Hilflosigkeit zu gehen.

Und nun stellen Sie sich einmal vor, welches Potenzial darin steckt, wenn sich JEDER mit diesem Konzept ernsthaft auseinandersetzen würde. Was würde auf dieser Welt möglich?

Ok, denken wir etwas kleiner. Was würde möglich, wenn jeder stets daran arbeiten bzw. darüber nachdenken würde, wie er (s)eine Situation, ein Ereignis, (s)ein Ergebnis verbessern könnte, indem selbst die Lösung gestaltet wird, ggfs. in Kollaboration mit anderen? Das Wort Schuld würde aus unserem Sprachgebrauch verschwinden und wir müssten weniger in Motivation, Leadership etc. investieren. Denn es ist nachgewiesen, dass Menschen mit einem hohen Tüchtigkeitsvertrauen auch eher extern vorgegebene Ziele als Ihre eigenen annehmen und umsetzen.

2. Grundsätzliches zur Selbstwirksamkeit

Mir hat vor kurzem ein Redakteur die Frage gestellt, ob das Schicksal, das gerade viel Branchen erleiden, auch eine gewählte Opferrolle bzw. gewählte Wirkungslosigkeit sei. Und ob meine These auf den Künstler, den Bühnentechniker, den Wirt etc. auch zutreffen, die ihren Job gerade nicht ausüben können. Gute Frage, und sensibles Thema. Doch nach etwas nachdenken kam ich zum Entschluss: Irgendwie schon. Nehmen wir ein anderes Beispiel. Viele Menschen haben Unfälle und können dann nicht mehr den Beruf, den Sport etc. ausüben. Auch das sind tiefgreifende Schicksalsschläge, die meist nicht nur das direkt betroffene Leben, sondern jene im Umfeld ebenso auf den Kopf stellen.

Meist bleibt da die Wahl zwischen Sozialhilfe oder einem Strategiewechsel. Und wie viele Erfolgsgeschichten gibt es, wo diese Menschen sich erhoben und neu erfanden? Wie viele Geschäftsideen sind in der Krise neu entstanden? Schuld suchen oder Verantwortung übernehmen? Life is what YOU make it!

Das klingt vielleicht für manchen hart, doch alles Andere ist erlernte Hilflosigkeit. Die, die aufgeben bzw. die Schuld bei Anderen suchen, geben das Steuerrad ihres Lebens ab. An die Partnerin, den Ehemann, die Kollegen, die Vorgesetzten…die Liste ließe sich endlos weiterschreiben.

Wie ist es bei Ihnen? Haben Sie Ihr Steuerrad in den eigenen Händen? Es gibt immer einen Ausweg. Nehmen Sie sich jemanden zur Seite und beginnen Sie, Situationen neu zu betrachten und zu denken. Sie werden Ihren Weg finden, bestimmt.

3. Was die Selbstwirksamkeit stärkt

Bandura zerlegt die Elemente, die auf die Selbstwirksamkeitserwartung einzahlen, in vier Teile (Abb. 2). Eines davon ist das Thema Erfolgserlebnisse. Das kennen Sie bestimmt. Sie wollen etwas erreichen und setzen sich ein Ziel. Nur ist es deutlich zu ambitioniert. Also die Kategorie R im SMART (realistisch) ist überschätzt worden. Somit wird das Ziel nicht erreicht und es entstehen Rückschläge und Niederlagen. Ich fahre z.B. leidenschaftlich gern Tiefschnee (neudeutsch: Freeriding) und sage mir stets: „…die ersten 2-3 Schwünge müssen sitzen, dann komme ich in den Rhythmus“. Und wähle ich sehr überlegt, welchen Hang ich abfahren will. So ist es auch bei anderen Vorhaben. Suchen Sie sich den richtigen Berg, damit die ersten 2-3 Schwünge auch bei Ihnen auf Anhieb sitzen. Dann werden Sie Erfolg haben und sich wirksam erleben. Dieses Prinzip lässt sich auf alle Lebensbereiche anwenden.

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Abbildung 2: Faktoren der Selbstwirksamkeit

 

Ein weiterer Aspekt für die Selbstwirksamkeit ist, gute Modelle bzw. Vorbilder zu haben. Lernen am Modell ist eine anerkannte Lerntheorie, ebenfalls von Bandura entwickelt. Gerade Kinder lernen dadurch sehr vieles in der Prägungsphase. Doch auch für Erwachsene und Unternehmen ist dieses Modell ebenso passend. Zu studieren, was das Modell anders macht, um erfolgreich zu sein. Ob Sportler, Politiker, Unternehmenslenker etc. Gleichgültig, wichtig ist nur, dass der Aufwärtsvergleich ein nicht zu großes Delta aufweist. Denn sonst kommt es schnell zu Misserfolg. Wenn Sie z.B. Golf spielen und Ihr Handicap verbessern wollen und sich Woods als Vorbild nehmen, kann es zermürbend enden. Gehen Sie eine Stufe nach der anderen.

Am Weg, die Selbstwirksamkeit zu steigern, bedarf es auch der Ermutigung. Somit ist das dritte Element, sich eine Begleitung oder Mentor an die Seite zu holen. Bei mir ist es oft mein Schwager. Er hat eine systemische Ausbildung, also die fachliche Expertise und ich habe großes Vertrauen zu ihm. Das zweitere ist am wichtigsten. Denn die Begleitung soll Sie am Weg aufrichten, Kraft spenden. Natürlich soll sie auch kritische und reflektierende Fragen stellen, Möglichkeiten skizzieren, damit Sie in den Lernprozess gelangen bzw. weiter dortbleiben.

Das letzte und zugleich sehr wichtige Bestandteil ist die emotionale Aufladung oder Aktivierung Ihrer Vorhaben. Es benötigt Emotionen. Dabei können es funktionale (z.B. Freude, Stolz, Kraft) oder dysfunktionale Emotionen (z.B. Ärger, Wut, Angst) sein. Wir sprechen auch von den Grundtypen „hin zu“ oder „weg von“. Meist ist ein Mix erfolgversprechend. Stellen Sie sich das Ziel, was dann für Sie oder Ihr Unternehmen möglich wird in den tollsten Schattierungen vor. Was fühlen Sie, wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben, wer ist noch anwesend, was hören Sie. Und was ist, wenn Sie es nicht erreichen? Also alle Sinne aufladen. Bei Einzelpersonen sind das oft „Vision Boards“ und bei Unternehmen nenne ich das „Zielbilder“.

4. Epilog

Ich erachte das Modell der Selbstwirksamkeit als ein unheimlich mächtiges. Denn es fokussiert auf Grundfähigkeiten, um sich gegen Schicksalsschläge, Krisen etc. zu immunisieren. Ich höre schon: „…ja aber…“. Wenn „…ja, aber…“ bedeutet, dass Sie heute noch nicht Ihr Vorhaben, den Mentor, das Zielbild oder Ihr Vorbild definiert haben, dann haben Sie recht. Bei allem Anderen würde ich nochmal genauer hinschauen.

Jeder, wirklich jeder hat die Chance auf ein erfülltes Leben. Gleichgültig was es individuell bedeutet. Es geht darum, sich passende Strategien zu überlegen, die Zweifel abzulegen und es zu tun. That’s it!

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei und vor allem Freude!

Freundlichst,
Ihr Markus Mersinger

Grenzen überschreiten!

 

Literatur

(1) https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/selbstwirksamkeit/14009

(2) Bandura, A. (1986). Social foundations of thought and action: a social cognitive theory. Vereinigtes Königreich: Prentice-Hall.